Marcel Schenk wurde in eine große Familie hineingeboren. Sein Vater war zweimal verheiratet. Aus beiden Ehen gingen 15 Kinder hervor, von denen Marcel der neunte in der Reihe war. Der Vater war Bauer auf dem von den Redemptoristen gepachteten Land an der Rouwmoer in Essen (B). So war die Familie eng mit dem Auf und Ab der Redemptoristen und dem der jungen Leute verbunden, die dort im Internat verblieben. Marcel hat sehr früh gelernt, dass man beim Streben nach seinem Lebensglück vor allem darauf achten muss, was der Nächste braucht und was diesen glücklich macht. Das wollte er tun. Deshalb beschloss er, seinem Bruder Frans zu folgen, der bereits darum gebeten hatte, Redemptorist werden zu dürfen. Gemeinsam legten sie am 14. April 1946 ihre erste Profess ab.
Bruder Marcel hat in verschiedenen Klöstern als Gärtner, Koch, Pförtner und Küster gearbeitet. 1957 wurde er nach Roeselare berufen, zunächst als Küster, später als Pförtner. Er würde dort bleiben, bis die Gemeinschaft nach “‘t Pandje” in Izegem umzog. Mit dieser Ernennung wurde Marcel eine besondere Aufgabe übertragen: die Verbreitung der Verehrung Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe. Dazu gehörte unter anderem: Verkauf von Devotionalien, Versand von Bildern und Medaillen in das ganze flämische Land, Beantwortung aller Post. Er übte die Seelsorge beim Empfang an der Pforte und war für unzählige Menschen einer der zuhörte. Ja, wir können mit Sicherheit sagen: Br. Marcel war das Gesicht der Redemptoristen in Roeselare, immer präsent, immer bereit zu helfen. Und das nicht nur für die Einwohner der Stadt, sondern für viele von nah und fern, die jede Woche auf den Markt kamen und nebenbei bei U.L.F. eine Kerze ansteckten, ein Anliegen für eine Messe einreichten oder einfach mit dem Bruder an der Pforte plauderten.
Bruder Marcel kannte die Not der Menschen. Er kannte die Geschichten, er unterschied, was echt oder falsch war. Er hatte immer ein breites, großzügiges Lächeln, ein aufmerksames Ohr, einen Witz, ein aufmunterndes Wort. Als Redemptoristenbruder, immer mit dem Rosenkranz griffbereit, legte er der Mutter von der Immerwährenden Hilfe jeden Tag alle Nöte vor. Gemeinsam mit ihr war er ein Fürsprecher bei Gott für die Bedürftigen.
Bruder Marcel übte auch die Pastoral des geschriebenen Wortes. Er schrieb zahllose Briefe, Karten und Glückwünsche in einer schönen und klaren Handschrift. Hierin drückte er sein Mitgefühl und seine Verbundenheit mit vielen aus: mit Verwandten, Mitbrüdern, aber auch „Sorgenkindern“, die er aus seiner Pförtnerarbeit kannte. Er praktizierte die Kunst, ein Chronogramm zu entwerfen: ein Zahlenvers, in dem das Jahr des Anlasses, zu dem jemand gratuliert wird, in römischen Ziffern verarbeitet ist. Allein ein solches Chronogramm zu erhalten, war ein kostbares Geschenk.
2009 zogen die Redemptoristen nach ‘t Pandje in Izegem. Bruder. Marcel war damals der älteste der Redemptoristen. Alle Mitbrüder benötigten wegen der Gebrechen des Alters zunehmend Pflege. Der Übergang von Roeselare nach Izegem war für alle schwierig, insbesondere für Marcel. Es dauerte viele Jahre, bis er sich damit abgefunden hatte. Am Ende betrachtete er “‘t Pandje” als sein Zuhause. Das lag an dem großen Einsatz, der Fürsorge und Unterstützung aller Mitarbeiter, aber auch daran, dass er selbst milder wurde.
Auch hier hielt er telefonisch und brieflich Kontakt mit seinen Leuten aus Roeselare und sie kamen zu ihm. Allerdings nahm seine Beweglichkeit ab. Er wurde auf einen Rollstuhl angewiesen. In den letzten Jahren ging er kaum nach draußen und verspürte immer mehr Beschwerden. Er verstarb am 29.11.2021. Er ruhe in Frieden.